Quizduell - Bericht eines Aussteigers
Ein Top50er packt aus

Rating & Ranking


Nach einem Monat intensivem Spielen rutschte ich schon so einige Plätze nach oben im Ranking. Doch irgendwann ging es nicht mehr so richtig aufwärts. Als ich in die „Gilde der oberen Zehntausend“ eintrat, wurden mir zu 90% Spieler zugelost, die mir im Gewinnfall nur einen Pluspunkt brachten. Zur Erklärung:

Unterschieden wird zwischen den Begriffen Ranking und Rating.

Ranking meint eine Platzierung innerhalb der Gesamtheit aller Nutzer von Quizduell. Diese Platzierung wird in erster Linie mithilfe des Rating berechnet. Zu Beginn hat ein Spieler 1000 Ratingpunkte. Durch einen Sieg gegen einen Mitspieler kann er von +1 bis +25 Ratingpunkte erhalten, je nachdem, welches Rating der Mitspieler verglichen mit dem eigenen hat.

Wenn beide Spieler beispielsweise 2000 Rating-Punkte besitzen und einer gewinnt, bekommt der Sieger +12 Punkte und der andere -4 Punkte. Hätten die beiden Spieler 200 Rating-Punkte Abstand, so bekäme der Spieler mit dem höheren Rating nur noch +4 fürs Gewinnen, während der Spieler mit dem niedrigeren Rating ansehnliche +20 im Gewinnfall bekäme. Bei einem Unentschieden im Falle gleichen oder ähnlich hohem Ratings ist das Spiel ein 0-Punkte-Geschäft. Wenn man allerdings gegen einen Spieler mit höherem Rating ein Remis erzielt, so kann es dafür bis zu +12 Punkte dafür geben.

Spätestens bei 400 Punkten Differenz im Rating der beiden Spieler kommt es dann zu einem Verhältnis, das viele als ungerecht empfinden: Der deutlich besser platzierte Spieler bekommt +1 Punkt für einen Sieg und -9 Punkte für eine Niederlage. Dagegen hat der schlechter platzierte Spieler nichts zu befürchten, da er für einen Sieg +25 Punkte und bei einer Niederlage nichts abgezogen bekommt.

Man kann auf zwei verschiedene Weisen Gegner zum Duell herausfordern: Per Zufall oder per Eingabe des Nutzernamens. Da es allerdings nur 50 öffentliche Namen (nämlich die Top50) gibt – früher waren es nur 20 – laufen die Duelle meistens auf den Zufalls-Selektor hinaus. Dieser sucht laut FAQ der App Mitspieler heraus, die ein ähnliches Rating haben. Sollte zum Zeitpunkt der Suchanfrage allerdings kein solcher Mitspieler ebenso eine Suchanfrage gestartet haben, wird ein anderer zufälliger Spieler zugelost – unabhängig von dessen Rating.

Nun haben wir gerade festgestellt: Für Siege gegen Spieler mit höherem Rating bekommt man mehr Punkte als für Siege gegen Spieler mit niedrigerem Rating. Mit steigendem Rankingplatz steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, per Zufall einen Gegner aus dem Bereich der niedriger platzierten Spieler zu bekommen, die demnach auch ein niedrigeres Rating haben.

Der Platz im Ranking sagt nur bedingt etwas über die Fähigkeiten des Spielers aus. Wenn ich auf Platz 100 stehe und mein Mitspieler auf Platz 100.000, so sagt mir dies nicht in erster Linie, dass ich besser als mein Mitspieler bin, sondern vor allem, dass ich dieses Spiel schon länger gespielt habe – was natürlich trotzdem einen Wissensvorsprung beinhalten kann.

Im Endeffekt geht man also als gut platzierter Spieler ein hohes Risiko mit der Zufallsgegner-Funktion ein. Angenommen wir spielen 10 Spiele, von denen wir 9 mit +1 gewinnen und eins mit -9 verlieren. So beträgt die Bilanz gleich 0. Alles klar?

Vielfach wurde dieses System kritisiert und einheitliche Maßstäbe festzulegen, z.B. konstant +5 Punkte für einen Sieg und -3 Punkte für eine Niederlage. Die Macher der App allerdings verteidigen ihr Punktesystem damit, dass man neuen Spielern die Chance geben will, schnell aufzusteigen. Das funktioniert an sich ja auch, jedoch steckt man schon nach relativ kurzer Spielzeit in besagtem Sieg-Niederlage-Punkte-Verhältnis stecken.

Nun zurück zu meiner Situation: Ich hatte also genau dieses Problem. Wenn ich meine 20 Spiele am Tag spielte, so hatte ich am Ende 20 Ratingpunkte mehr – eine recht magere Bilanz. Zwischen 2500 und 3000 Ratingpunkten fing dieses Dilemma bei mir an. Und natürlich schaut man auch gerne auf die Top-Liste und wundert sich, wie diese Spieler an die 8000 Punkte erreicht haben. Und dann kam der Punkt, an dem ich aufhörte, mich über das System aufzuregen und zu handeln:

Jeder Spieler, der mir mehr als einen Punkt im Sieg brachte, wurde sofort als „Freund“ abgespeichert und konnte somit bei Bedarf später wieder herausgefordert werden. Man spielte ab sofort häufiger gegeneinander. Im App-eigenen Chat wurde sich dann auch unterhalten und Tauschgeschäfte betrieben: „Ich sage dir einen Nutzernamen in unserer Ratingumgebung und du sagst mir einen anderen.“ Somit entwickelten sich Netzwerke von Spielern, die sich im günstigsten Fall sehr lange erhalten blieben.

 
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